Wanderpaddelwochenende

Bei diesen sommerlichen Temperaturen ist es auf und im Wasser am schönsten. Deshalb war ich am Wochenende wieder unterwegs mit dem KC Bruchsal. Es waren gleich zwei schöne Wanderpaddeltouren geplant, damit sich der lange Anfahrtsweg auch lohnt. Am Samstag ging es zum Taubergießen.
Der Taubergießen ist das zweitgrößte Naturschutzgebiet Baden-Württembergs und wird in der Literatur als Dschungel vor der Haustür oder als Urwald um die Ecke bezeichnet. Und das Urwaldfeeling kann ich nur bestätigen: Man paddelt im Schatten von Bäumen, beim Blick ins Wasser entdeckt man viele Wasserpflanzen, Äste oder ganze Bäume hängen vom Ufer ins Wasser, Bäume liegen ganz im Wasser und versperren den Paddelweg, so dass man überlegen muss, wie man die Hindernisse überwindet kann. Manchmal gelingt es mit ein bisschen Schwung über den Baumverhau zu gelangen, ein anderes Mal muss man den Kopf einziehen, damit man darunter durch kommt. Wenn es zu eng wird, Spritzdecke weg und ins Boot abtauchen und unter dem Baum durchgleiten.

Wir waren sechs Paddler, vier Frauen und 2 Männer und es war wieder ein schönes Miteinander. Es gab mehrere Umtragestellen und mit gegenseitiger Hilfe konnten wir alle Hindernisse bewältigen.

10,2 km waren schon geschafft, wir mussten den Leopoldskanal überqueren, um dort erneut in den Taubergießen einzusetzen und dann war dort dieses Schild!!! Und wir wurden bereits von Stocherkahnfahrern empfangen, die uns mitteilten, dass wir schon den ganzen Tag von der Rangerin gesucht würden. Kurz darauf stand die Polizei vor uns und nahm unsere Personalien auf und drohte mit einem Bußgeld. Das Befahrungsverbot wurde zwei Tage zuvor vom Regierungspräsidium erlassen und wir wussten nichts davon. Das war eine Aufregung. Unsere Einsicht hielt sich aber auch in Grenzen, denn die Stocherkähne durften fahren, wir aber nicht!!! Aber wir sind nochmal glimpflich davon gekommen, da wir noch nicht eingesetzt hatten. Zwei Paddler durften dann gnädigerweise im Polizeifahrzeug mitfahren , um das Auto mit Hänger zu holen. Ihr könnt euch vorstellen, dass das Ganze unsere Paddellaune für diesen Tag sehr getrübt hat.
Wir fuhren dann zum Vereinsgelände des KC Flinken Paddel, um unsere Zelte dort aufzuschlagen. Am Abend ging es nach Breisach, ein wunderschönes Städtchen, um dort den Hunger zu stillen, ein Eis zu schlecken und um den Tag auf der Burg Breisach ausklingen zu lassen.

Am nächsten Morgen bauten wir die Zelte ab, stärkten uns mit Müsli und fuhren nach Weil am Rhein, 10 km vor Basel. Heute standen 36 km auf dem Restrhein auf dem Plan. Als Restrhein wird der usprüngliche Rheinverlauf zwischen dem Stauwehr Märkt und dem Kulturwehr Breisach bezeichnet. Im Restrhein verläuft die Staatsgrenze zwischen Deutschland und Frankreich. Seit der Fertigstellung des Rheinseitenkanals in Frankreich hat der Restrhein für die Schifffahrt keine Funktion mehr. Es dürfen also keine Schiffe fahren und er hat Strömung, was mich als Paddlerin zuversichtlich stimmte, die Strecke gut zu bewältigen. Trotzdem ist der Restrhein auch für “Wildwasserfahrer” geeignet, denn es kommen immer wieder Stromschnellen. Für mich eine Herausforderung, die ich aber gemeistert habe. Nach ein paar Kilometern kam dann ein Hindernis, dass jedes Wildwasserfahrerherz höher schlagen lässt, für mich aber ein No go war, die Isteiner Schwelle.

“Wir steigen aus und schauen uns das an, dann entscheiden wir, was wir machen!” Für mich fiel die Entscheidung nicht schwer, Umtragen war die Lösung meines Problems. Die anderen sind alle durchgepaddelt und haben es überlebt.

Am Ende der Schwelle sah es dann wieder entspannter aus, so dass ich wieder bei der Gruppe war und wir gemeinsam weiterpaddeln konnten.

Es gab immer wieder entspannte Stücke, die ich genossen habe, aber auch Flußabschnitte, auf denen ich höllisch aufpassen musste und lieber den erfahrenen Paddlern gefolgt bin, um auf der richtigen Spur zu bleiben. Deshalb gibt es von diesen Abschnitten auch keine Bilder, da hatte ich wahrlich etwas anderes zu tun. So war ca. 2 km vor Ende der Fahrt noch eine riesen Welle zu bewältigen. Ich hätte sie umtragen können, aber ich war schon so erledigt, dass ich diese Strapaze nicht auf mich nehmen wollte. Und so schlimm sah es von weitem auch nicht aus. Wie man sich täuschen kann!!! Als ich Auge zu Auge die Welle vor mit hatte, war es schon zu spät, ich musste durchfahren. Es war eine riesen Welle, ich war hinterher bis unters Kinn nass, aber ich habe es geschafft ohne zu Kentern und darauf bin ich sehr stolz.
Stolz bin ich auch auf 36 km Paddelstrecke an einem Stück, meine längste Tour ever. Der Restrhein ist wirklich empfehlenswert für Wanderpaddler und Wildwasserfahrer, denn alle kommen auf ihre Kosten.

Eure “wagemutige” Langstreckenpaddlerin

Brigitte

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