Nach längerer Pause fand dieses Jahr wieder die Heiße Herzen Fahrt auf der Enz statt. Für unseren Verein ist das ein besonderes Ereignis, das sogar im DKV Sportprogramm angekündigt wird und so manche Paddler reisen von weit an, um daran teilzunehmen. Für mich hat die diesjährige Fahrt nochmal eine ganz andere Qualität bekommen und ich werde sie so schnell nicht vergessen.
Bevor wir aufs Wasser gingen, wurden die Boote geschmückt und adventliche Kopfbedeckungen aufgesetzt. Die Paddelstrecke war nicht ganz ohne. Wenn man von den frostigen Temperaturen absieht, gab es gefühlt viel zu viele Umtragestellen. Und diese waren alles andere als komfortabel. Die erste war in Lomersheim, da waren wir noch einigermaßen fit. Die Boote wurden von mal zu mal schwerer und auch der Bootswagen war nicht immer eine Hilfe bei dem unwegsamen Gelände. In Mühlhausen gab es gleich zwei Umtragestellen. Normalerweise rutschen wir am ersten steinigen Hindernis einfach mit dem Boot drüber, aber dieses Mal lag ein Baumstamm quer und wir mussten das Wasser verlassen. Entweder musste man mit Mann / Frau und Boot eine höhere Böschung überwinden oder knöcheltief im Morast aussteigen, was auch nicht besser war. Die Boote mussten wir mühsam am Land durch Brennessel und Gras am Hang entlang tragen oder zerren, der Bootswagen half da nicht weiter. Kaum im Wasser kam die nächste Umtragestelle. Mit gegenseitiger Hilfe kamen wir gut an Land und schoben die Boote ein größeres Stück zum Wiedereinstieg. Eigentlich sah die Einstiegsstelle ganz harmlos aus, aber für mich wurde sie dann doch zum Problem. Den einen Fuß hatte ich bereits im Boot, aber der zweite wollte irgendwie nicht mit und ich nahm ein unfreiwilliges Bad im kalten Enzwasser. Die Dekoration hat es prima überstanden und meine Wenigkeit kroch klatschnass an Land. Meine Neoprenstiefel waren voll mit Wasser, meine Kleider klebten am Körper. Gott sei Dank hatte ich Wechselkleider dabei, aber das Umziehen war alles andere als einfach. Einigermaßen trockengelegt ging es dann weiter. Hilfreiche Hände halfen mir ins Boot, ein Mitpaddler reichte mir Ersatzhandschuhe, dass meine Hände nicht an den Paddeln anfroren, aber so richtig warm ist es mir auf der ganzen restlichen Fahrt nicht mehr geworden.
Um 14 Uhr kamen wir in Rosswag an, wo die ersten geschmückten Boote bereits im Wasser waren und die Feuerwehr beim Einsteigen half. Das war eine Farbenpracht. Meine Fotos wurden alles andere als scharf, da meine Hände sich wie Eiswürfel anfühlten.
Mein Favorit waren die zwei heiligen Könige, die ihr Boot mit Glitzerfolie und Weihnachtskugeln geschmückt hatten, sie haben bei der Prämierung den 4. Platz erreicht.
Dieses Boot erreichte den 2. Platz mit ihrer zukunftsweisenden Botschaft.
Hut ab vor den SUPpaddlern, die sich besondere Mühe gegeben hatten mit der Dekoration ihres Paddelgefährts und es ist keiner davon ins Wasser gefallen!!! Die Schlittenfahrer SUPs haben den 3. Platz bei der Prämierung belegt. Den ersten Platz belegten die rosa Flamingos, von denen ich leider kein passables Bild machen konnte.
Erwähnenswert fand ich auch den family Großkanadier, gesteuert von Eva und die Zylinderpaddler der GRÜNEN, gesteuert von Oliver. Insgesamt waren 32 Boote am Start mit über 70 Paddlern an Bord. Das ist doch eine reife Leistung.
In Vaihingen angekommen, gab es nochmal eine Umtragestelle am Wehr, die aber bestens betreut war, so dass alle wieder gut ins Wasser kamen. Als ich den Bootssteg am Bootshaus sah, war mein Entschluss gefasst, dass ich sofort aussteigen würde, um mich aufzuwärmen und in trockene Kleider zu kommen. Mittlerweile hatte ich schon blaue Lippen und zitterte am ganzen Körper. Die anderen Boote umschipperten noch die Insel und ließen sich von den Zuschauern auf der Brücke und am Enzsteg bewundern.
Vom Rest kann ich nur noch vom Hörensagen berichten, denn ich ging so schnell wie möglich an Land und ins Bootshaus, wo bereits das Rote Kreuz mit der Bewirtung wartete. Nach 2 Kinderpunschs war es mir schon ein bisschen wärmer. Ich durfte dann ins beheizte Rotkreuzauto sitzen und wurde mit dicken Decken und Rettungsdecke versorgt. Jörg hat mich dann nach Mühlacker zurück gefahren, wo mein Auto stand. Dort wechselte ich nochmal meine Kleider und ließ die Heizung auf der Rückfahrt auf Hochtouren laufen.
Im Bootshaus angekommen, war die Prämierung schon durch und Oliver verteilte gerade wasserdichte Handytaschen an die fleißigen ehrenamtlichen Helfer. Darüber habe ich mich sehr gefreut. Es gab auch einen Stand von der Nikolauspflege, die sich für die Spenden ebenfalls mit einem kleinen Präsent bedankt haben. Insgesamt war es eine gelungene Veranstaltung, wie jedes Jahr von der Kanujugend sehr gut organisiert und durchgeführt.
Dass ich so nasse Erfahrungen machen musste, kann ich keinem anlasten. Im Gegenteil hat es mir gezeigt, was es heißt mit Heißen Herzen Gutes zu tun. Die PaddlerInnen unterstützen durch ihr Startgeld die Nikolauspflege und damit blinde und sehbehinderte Menschen in ihrer schulischen Bildung, beruflichen Rehabilitation oder als Alltagshilfe und geben diesen Menschen eine neue Perspektive. Es tut gut zu wissen, dass es Menschen im Verein gibt, die helfen, wenn man in Not ist. Das konnte ich am eigenen Leib spüren. Vielen Dank an alle, die mir geholfen haben. Ich bin ohne Erkältung davon gekommen und habe mich bereits zum Neujahrspaddeln angemeldet. Und dieses Mal will ich nur paddeln und nicht wieder baden!
Eure wieder aufgewärmte Brigitte
Mehr Fotos von der gelungenen Heißen-Herzen-Fahrt 2022 gibt es hier.